Bericht Skuddenschau 2021
Nach einer eher unruhigen und kurzen Nacht weckte mich der Wecker früh. Ich wusste, dass es nicht einfach werden wird, die Herde in den Schafpanel zu bringen und aus den 48 Kleinschafen die für die Schau angemeldeten 20 Tiere auszusortieren. Doch die erstmalige Teilnahme an einer Schafschau stand bevor und dank einem Plan, den ich mir zurechtgelegt hatte, war die Sache nach einer Stunde erledigt. Die Fahrt nach Wiler bei Utzensdorf konnte starten.
Vor Ort war alles gut beschildert und nach der Eingangskontrolle wurde den Skudden ihre Schaunummer angezogen. Sie wurden in den vorbereiteten Gattern aufgestallt. Etliche stolze Skuddenböcke - einige mit prächtigem Horn - und graziöse Skuddenauen in den Farben weiss, braun und schwarz verliessen die Anhänger der zwölf teilnehmenden Aussteller. Den anwesenden Experten war die Vorfreude auf die bevorstehende Beurteilung anzusehen und so ging es nach einer kurzen Begrüssung an die Arbeit. Weil es mich interessiert hat, habe ich den zwei Dreierteams ein wenig über die Schultern gesehen. Dabei habe ich bald bemerkt, dass die Beurteilung eines Skuddenschafes eine umfang - und detailreiche Sache ist. Ich lernte schnell, dass es nicht von Vorteil ist, wenn die Skuddenauen einen «Tschuppel» auf dem Kopf haben oder bei den Böcken die Hörner zu nahe am Kopf getragen werden. Das bei Kurzschwanzschafen der Schwanz nicht allzu lang sein darf, ist verständlich, doch dass er flundernförmig aussehen soll (also wie ein Fisch?!) war mir dann doch etwas suspekt. Spätestens als man mit der Taschenmesserschere ein klein wenig von der Wolle der Skudden abschnitt, um diese genaustens zu untersuchen, wusste ich, dass wir Skuddenhalter echte Raritäten halten und züchten. Da die Zeit gegen Mittag fortgeschritten war, fing es an, wunderbar nach Gegrilltem zu riechen. Bruno Vogel gab am Grill sein Bestes. Gerade als ich genüsslich in ein Stück Lammgigot biss, wurde mir durch einen freundlichen Insidertipp bewusst, dass der Handel und im speziellen der Handel um einen Skuddenbock, den ich zu kaufen gedachte, in vollem Gange war. Ich bin der Meinung, dass die besten Böcke in die grossen Skuddenherden gehören. Vielleicht war es dieses Argument, das den Ausschlag gab, so dass mir ein Mitbewerber den Vortritt gewährte (Danke Christian!) und ich den gewünschten Bock kaufen konnte. Nach dieser Aufregung wurde bei bestem Wetter das wohlverdiente Mittagessen genossen. Bei den ca. 35 bis 40 Schaubesuchern war die Freude über das reale, gesellige Beisammensein nach dieser unmöglich langen Coronasituation stark spürbar! Das gesellschaftliche Leben kehrt zurück, welch ein Glück! Im Schaubüro ging es derweil ruhig und konzentriert zu. Regula Turtschi-Jhly, welche unseren wegen eines Spitalaufenthaltes abwesenden Zuchtbuchführer Hans Gugger vertrat, stellte Inzuchtberechnungen an. Auch die aktuellen Abstammungs – und Leistungsausweise hat sie ausgestellt. Ich habe beides vom gekauften Bock erhalten. Er heisst Georges (19983506) und der Mittelwert beim Inzuchtkoeffizient ist 1.0! Er passt somit, was die Inzucht betrifft, hervorragend auf die 30 Skuddenauen die er decken soll.
Mit Spannung wurden den Ausführungen von Fabian Vögeli zugehört. Er stellten die in ihren Kategorien bestbewerteten Skudden vor. Ihre Besitzer erhielten von den Anwesenden den gebührenden Applaus und eine Plakette. Über den ersten Rang konnte bei den Widdern Walter Nägeli und bei den Auen Christian Eberhart stolz sein. Die drei schönsten Skuddenauen stellte Marijke und Jan Henk Kerssies aus. Somit waren sie die Gewinner des diesjährigen Betriebscup. Ich fand es schön, dass es sich Präsident Beni Egloff nicht nehmen liess, den Schauverantwortlichen mit einem Wein herzlich zu danken. Liebe Grüsse und die besten Wünsche zur raschen Genesung gingen an den abwesenden Hans Gugger.
Nachdem die Begleitdokumente für jeden Schausteller ausgestellt waren, wurden die Skudden wieder in Ihre Transport Anhänger gebracht und einer nach dem anderen verliess die gelungene Skuddenschau 2021 in Richtung Heimat. Unterwegs legte ich einen kurzen Halt ein. Georges musste auf separater Weide in Quarantäne. Auf der Heimweide angekommen verliessen die 20 ausgestellten Skudden fluchtartig den Anhänger. Sie waren über die wiedergewonnene Freiheit glücklich. Ein ereignisreicher Tag mit meinem erstmaligen Besuch an einer Skuddenausstellung neigte sich zu Ende.
Christian Marti
Die Beurteilungslisten können hier angeschaut und heruntergeladen werden:
Jungwidder: 1_jungwidder.pdf
Widder: 2_widder.pdf
Jungauen: 3_jungauen.pdf
Auen: 4_auen.pdf